Ich empfehle Ihnen, sich diesen Blogartikel als Podcast anzuhören. Die Betonung meiner Worte spielt in meinem Brief an die Liebe eine entscheidende Rolle. Lassen Sie sich fallen – in eine tiefe Reflexion meiner Gedanken mit leichter Ironie über den Umgang der Menschen mit der Liebe.
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Liebe Liebe,
ich bin mir nach wie vor nicht wirklich sicher, ob ich weiß, wo Du wohnst, aber eins weiß ich, ich werde alles dransetzen, um Dich endlich mal kennenzulernen. Es wird so viel von Dir gesprochen und geschrieben, es gibt unzählige Filme über Dich, Du scheinst ziemlich bekannt zu sein und doch habe ich noch nie ein Bild von Dir gesehen. Bist Du überhaupt sichtbar? Gibt es Dich wirklich? Und wenn ja, wer bist Du?
Ich selbst habe in meinem Leben schon oft Deinen Namen benutzt, um meine Gefühle für einen anderen Menschen auszudrücken. Manchmal klappte das ganz gut, aber oft frage ich mich einfach: Und? Was soll derjenige jetzt damit anfangen? Weiß er jetzt genau, was ich damit meine? Schließlich benutze ich ein Wort, das ich irgendwann mal gehört habe. Ich habe dann wohl herausgefunden, was die Menschen damit meinen und es genauso angewendet, wie sie. Das macht man doch so, oder? Man sagt Deinen Namen und das schafft Verbundenheit. Wie das genau funktioniert, weiß ich nicht. Vielleicht kannst Du es mir beizeiten mal erklären? Ich finde das eine phänomenale Idee.
Ich frage mich in den letzten Tagen sehr oft, ob Du überhaupt weißt, wie viele Menschen Dich kennen. Ist das Dir wichtig? Ich habe noch nie gelesen oder gehört, dass Du mal etwas dazu gesagt hast. Lebst Du irgendwo zurückgezogen? Bekommst Du überhaupt mit, dass Du eines der wichtigsten Dinge auf dieser Erde bist? Dass die Menschen nach Dir suchen und so wie ich es aus allem heraushören und -lesen kann, haben Dich bereits viele gefunden. Also sag schon, wo wohnst Du nun? Warum kann ich Dich nicht finden?
Weißt Du, was ich komisch finde?
Ich glaube, ich kann Dich aber fühlen. So hat man mir es zumindest erklärt. Ich kann Dich fühlen, obwohl ich Dich gar nicht kenne. Hätte ich mich nicht erkundigt, hätte ich doch glatt gedacht, dass das aus mir selbst kommt. Aber nein, Du hast Dich wohl irgendwie immer mal wieder in mich hineingeschmuggelt. Hmmm, das bedeutet für mich also, ich kann Dich fühlen, aber nicht sehen. Interessant. Und weißt Du was ich noch gelernt habe? Sobald ich Dich fühle, muss ich es demjenigen mitteilen, der gerade neben mir steht bzw. an den ich gerade denke, wenn Du auftauchst. Es soll wohl etwas mit der Person zu tun haben. Vielleicht lässt Du Dich ja verschicken? Von den Menschen, die bereits herausgefunden haben, wo Du wohnst… irgendwie kriegen die Dich dann in mich rein. Das ist immer an einer ähnlichen Stelle, so um das Herz herum. Und die Menschen malen ja witzigerweise auch ganz oft Bilder von Dir. Das sind dann Herzen. Vielleicht siehst Du ja so aus? Vielleicht bist Du ein Herz? Hmmm…
Irgendwie weiß man dann wohl ganz genau, wem man es sagen muss. Ich weiß nicht, aber es fühlt sich für mich immer komisch an, wenn ich dann Deinen Namen sage. Aber ich mache es dann einfach, weil es sich so gehört. Wieso, habe ich noch nie verstanden. Normalerweise würde ich ja etwas ganz Anderes tun. Ich würde zum Beispiel meine Augen schließen und noch intensiver versuchen wahrzunehmen, wer Du bist. Wenn ich Dich schon nicht sehen kann, dann möchte ich Dich doch wenigstens fühlen. Aber, ich habe gelernt, das macht man nicht. Das ist ziemlich egoistisch und vielleicht haben die Menschen ja recht? Wenn Du jetzt gar nicht real bist, wieso sollte ich mir dann etwas vormachen? Gut, es fühlt sich ganz schön an, aber ich weiß ja wie gesagt immer noch nicht genau, ob es Dich überhaupt gibt. Bis ich das herausgefunden habe, versuche ich dann eben realistisch zu sein und mich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Ich will meine Zeit ja nicht verschwenden. Und sich über etwas zu freuen und es zu genießen, wenn es gar nicht da ist, ist doch krank, oder?
Ich würde zu gern wissen, was Du denkst, wenn Du meine Zeilen liest. Ich hoffe, Du kannst überhaupt lesen. Denn ehrlich gesagt war ich schon immer etwas komisch. Ich konnte meine Gefühle nie treffend in Worten ausdrücken. Irgendwie kam nie das aus meinem Mund, was ich wirklich meinte. Andere Menschen scheinen das besser zu beherrschen. Aber Gefühle und Gedanken schicken? Das geht ja nicht, oder? Also muss ich Dir eben schreiben und hoffe, dass Du lesen kannst, oder jemanden kennst, der es Dir vorliest.
Ich habe einfach so viele Fragen an Dich persönlich
Denn wenn ich Menschen frage, die Dich kennen, wie Du eigentlich so bist, dann bekomme ich so viele verschiedene Antworten, dass ich mich frage: Hören sie Dir alle nicht zu? Zeigst Du Dich immer anders? Wonach richtest Du Dich da? Ob Du einen Menschen magst oder nicht? Manche sagen sogar, dass Du richtig gemein sein kannst und dass Du jemandem Schmerzen zufügst. Und egal ob man es will oder nicht. Du scheinst ziemlich stark zu sein und ganz schön viel Macht zu haben. Wie machst Du das? Warum sieht man Dich dann nie? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Du gemein bist. Ich habe so viel Gutes von Dir gehört, vielleicht verhalten sich die Menschen einfach zu blöd Dir gegenüber und Du wehrst Dich nur? Vielleicht bist Du das auch gar nicht? Denn wenn sie Dich nun auch nicht sehen können, woher wissen sie dann, dass DU die Schmerzen erzeugst? Das ist mir alles ein Rätsel.
Ich dachte immer, dass ich selbst für alles verantwortlich bin, was mit mir zu tun hat. Und ich dachte auch, dass ich selber entscheiden kann, wie ich mich gerade fühle. Doch dann habe ich erst gelernt, dass man sich hier bei uns an gewisse Dinge halten muss, wenn man gemocht werden will. Und das will ich ja. Deshalb ist es wichtig, herauszufinden, wie man sich verhalten muss. Meistens sagt Dir das keiner, aber ich bin ja schon als Kind schlau gewesen und habe einfach andere Menschen beobachtet. Manchmal hatte ich echt Schwierigkeiten, die Dinge genauso umzusetzen und es fühlte sich auch nicht gut an, aber wenn man lange genug übt, geht alles. Wie siehst Du das?
Wusstest Du eigentlich, dass unglaublich viele Menschen mittlerweile über Dich erzählen und schreiben und den anderen von uns genau erzählen, was man tun muss, damit man den Weg zu Dir findet? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Du damit überhaupt einverstanden bist. Also ich hätte etwas dagegen, wenn jeder weiß, wo ich wohne. Das blöde daran ist, dass ich auch hier wieder unglaublich viel üben muss. Und es hat bis jetzt nicht geklappt, ich habe Dich noch nicht gefunden. Das ist ganz schön anstrengend, denn jeder beschreibt es anders. Das kann ich auch verstehen, denn wahrscheinlich beschreiben sie den Weg alle von einem anderen Startpunkt aus. Und was vergessen sie alle? Zu sagen, wo sie losgegangen sind. Aber egal, mit Glück ist dann ja irgendwann mal eine Wegbeschreibung dabei, die passt. Ich muss nur lange genug üben.
Manchmal finde ich das ganz schön anstrengend, aber auch das habe ich gelernt. Für sein Glück muss man hart arbeiten. Und man kann sich doch glücklich schätzen, wenn man Dich findet, oder? Hmmm, ich wäre doch ziemlich enttäuscht, wenn ich dann vor Deiner Tür stehe und Du machst vielleicht nicht auf. Oder ich gehöre zu den Menschen, denen Du dann Schmerz zufügst, weil Du mich nicht magst. Vielleicht muss ich erstmal noch herausfinden, wer diese Menschen sind, die davon sprechen, dass Liebe schmerzt, oder? Solange ich Dich nicht persönlich fragen kann, muss es eben so gehen. Es gibt ja genug Menschen auf dieser Welt, da werde ich wohl welche finden, die Dich etwas besser kennen.
Ich weiß nicht, ich bin echt skeptisch Dir gegenüber
Während ich das hier so schreibe, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es gut ist, Dich zu finden. Es ist so ungewiss, was dann passiert. Ich weiß einfach nicht, wem ich glauben soll. Den Menschen, die sagen, dass es nichts mit Dir zu tun hat, wenn ein Mensch schmerzen empfindet, oder den Menschen, die sagen, dass Du immer wieder mal von hinten angeschlichen kommst und einfach zuschlägst. Da kann man sich noch so viel vor Dir in Acht nehmen. Du bist einfach besser.
Weißt Du, eigentlich interessiert es mich gar nicht so sehr, was andere über Dich sagen, ich vertraue am Liebsten mir selbst. Aber dann zweifle ich wieder, denn diese Menschen sind so überzeugend. Sie scheinen wirklich genau Bescheid zu wissen, was ich tun soll, um Dich zu finden. Sie beschreiben es in den kleinsten Schritten. Manchmal bekommt man sogar Anleitungen, wie man Dich verschicken kann, an andere Menschen. Wenn man also will, dass jemand anderes sich gut fühlt, muss man sich ganz schön anstrengen, diese Schritte wirklich immer wieder lesen und ganz genau umsetzen, was da steht. Sonst funktioniert es nicht. Ich bin da wahrscheinlich nicht so gut. Irgendwas mache ich immer wieder anders. Das ist aber auch echt verdammt schwer. Aber viele glauben das was da steht und machen es wohl sehr erfolgreich und finden Dich. Zumindest schreiben sie das immer.
Ich weiß nicht, ob ich das noch lange durchhalte. Mich verwirren diese Dinge immer mehr. Der eine sagt dies, der andere sagt das. Und ich muss dann alles ausprobieren und keiner sagt mir, was richtig oder falsch war. Da lassen sie einen dann im Stich. Hast Du das eigentlich mit Absicht gemacht? Dich so gut versteckt, dass nur wenige Dich finden können? Ich würde zu gerne wissen, weshalb. Und auch was die Menschen getan haben, die es schafften. Aber wie gesagt, jeder sagt was anderes.
Ich bin müde. Richtig müde.
Und vielleicht gönne ich mir einfach mal ein paar Wochen Ruhe. Dann muss ich eben noch warten, bis ich Dich treffen kann. Ach so, was ich bisher noch gar nicht erwähnt habe: Ich bin eine Frau. Und ich bin 40 Jahre alt oder jung. Also schon ganz schön lange auf der Suche nach Dir. Ist das eigentlich wichtig für Dich? Also ob man Mann oder Frau ist? Verhältst Du Dich da unterschiedlich? Weißt Du, ich frage das nur, weil ich immer wieder mitbekomme, dass Männer Dich anders beschreiben, als Frauen. Ich kann mir das also nur so erklären. Mich würde ja zu sehr interessieren, weshalb Du das machst. Du merkst, ich finde Dich ganz schön spannend. Ich kann ganze Jahre mit Dir verbringen, mir Fragen zu stellen über Dich, Dich zu beschreiben, mir eine Vorstellung von Dir zu machen und Filme über Dich zu sehen. Bis ich Dich endlich finde. Darauf freue ich mich jetzt schon, denn das wird richtig entspannt. Ich kann endlich wieder anfangen, mich um mich selbst zu kümmern. Das geht leider momentan nicht, denn bis ich nicht den richtigen Weg gefunden habe, muss ich mich anstrengen. Ich finde es nur immer noch komisch, dass ich scheinbar als Einzige nicht wirklich weiß, wer Du bist. Ich kann Dich einfach nicht greifen.
Liebe Liebe,
Du bist ganz schön mysteriös. Vielleicht ist das ja auch ein Trick von Dir, denn damit stellst Du ja sicher, dass wir uns ziemlich lange mit Dir beschäftigen. Ganz schön schlau. Langweilig wird uns dadurch nie. Ich kann Dir sagen, ich kenne so viele Menschen, denen Du wichtig bist und die nach Dir suchen, das scheint ein totaler Trend zu sein. Aber sie meinen, es lohnt sich. Also suche ich auch weiter. Ich frage mich oft, wie sie es geschafft haben, schon vorher genau zu wissen, wie es sein wird. Naja, bis sie Dich finden, leiden sie ja auch und sie schimpfen dann auch ganz schön oft auf Dich. Obwohl ich das ziemlich fies finde, dass sie Dir das in die Schuhe schieben. Wie können sie sich so sicher sein, dass Du das warst, bevor sie Dich selbst kennengelernt haben? Das verstehe ich nicht. Ich möchte mir da lieber selbst ein Urteil bilden und mich von Dir überraschen lassen. Oder ist das falsch? Hmmm, vielleicht sollte ich darüber nochmal etwas lesen.
Liebe Liebe,
ich weiß nicht, ob Du weißt, was Sarkasmus ist. Ein wenig mehr davon steckt in den bisherigen Zeilen von mir an Dich. Ich möchte Dir gern erklären, warum:
Ich glaube, ich habe Dich schon gefunden… bzw. brauchte ich Dich gar nicht zu finden, weil Du – so lange ich fühlen kann und auf dieser Welt bin – bereits da bist. Ich glaube nicht, dass ich in Worten beschreiben kann, wie oder wer Du bist. Ich glaube, das kann niemand. Aber jeder – mich eingeschlossen – glaubt auch, dass wir das können müssen.
Irgendwann haben wir mal die Sprache mal entwickelt, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Wahrscheinlich war es vorher total langweilig auf der Erde. Gut, das war jetzt auch wieder sarkastisch. Im Ernst, wir haben die Sprache entwickelt und einhergehend hat sich in unserer Gesellschaft immer mehr etabliert, dass wir uns alles erzählen müssen, was wir erleben. Frauen waren da wohl immer schon etwas fleißiger, denn sie benutzen die Sprache viel öfter als Männer. Ich weiß gar nicht, wie Männer damit zurechtkommen, aber ich bin ja auch eine Frau. Also kann ich das nicht wissen. Sie scheinen aber nicht unglücklicher zu sein, als Frauen. Im Gegenteil. Manchmal sind sie viel zufriedener. Ich weiß echt nicht, wie sie das machen. Aber nun gut, es geht ja jetzt um Dich.
Ich glaube, Dich gibt es gar nicht
Bitte nimm mir das jetzt nicht übel. Natürlich denke ich zu wissen, was die Menschen meinen, wenn sie Deinen Namen benutzen, aber ich glaube auch, dass sie sich es irgendwann ziemlich einfach gemacht haben. So ist es nämlich mit der Sprache, irgendwann ist es sogar uns Frauen zu viel geworden, alles was in uns ist in Worte zu fassen, da haben wir sozusagen Abkürzungen erfunden. Mit einer Abkürzung fassen wir ganz viele Sachen zusammen. Wir sagen dann nur „LIEBE“ und jeder weiß, was gemeint ist. Ist doch toll, oder? So kriegen wir noch mehr Informationen in kürzerer Zeit ausgetauscht und können noch schneller Verbundenheit mit anderen Menschen aufbauen.
Naja. Aus meiner Sicht gibt es da ein paar Haken. Aber die Menschen scheinen es nicht wirklich so zu sehen, wie ich. Vielleicht liege ich da auch falsch, aber Dir kann ich es ja sagen, denn wenn es Dich wirklich gibt, kannst Du mich ja vom Gegenteil überzeugen. Ich bin da sehr offen. Also, aus meiner Sicht haben wir da früher etwas getan, über dessen Auswirkungen wir uns keinesfalls bewusst waren. Das konnten wir auch nicht. Denn niemand konnte ahnen, was wir Menschen je mit Sprache anstellen würden. Und nun haben wir den Salat. Der besteht aus meiner Sicht aus mehreren Hauptzutaten:
- Wir sind echt zutiefst überzeugt davon, dass es wichtig ist, den Menschen, die wir gern haben Deinen Namen zuzurufen. Na gut, man kann ihn auch schreiben, das zähle ich genauso zur Sprache
- Wir glauben tatsächlich fest daran, dass der andere dann weiß, was in uns vorgeht und was es für uns selbst gerade in dem Moment bedeutet, wenn wir ihm oder ihr Deinen Namen sagen.
- Wir müssen wirklich jedes Gefühl zerreden – darin sind übrigens Frauen oft auch viel besser als Männer, wie gesagt, wir scheinen einfach etwas fleißiger zu sein, aber das ist in diesem Moment gar nicht wichtig für mich
- Wir dürfen Dich auf keinen Fall intensiv spüren und für uns selbst genießen, denn Dich gibt es ja vielleicht gar nicht, und wie war das noch? Wenn man sich Dinge einbildet, dann gilt man als psychisch krank.
- Und die bedeutendste Zutat ist: Wir meinen zu wissen, wer Du bist… und was ich unglaublich faszinierend finde, und das kannst Du mir bestimmt bestätigen, die, die Dich wirklich kennengelernt haben, können als einzige wissen, wer und wie Du bist, oder? Da sind die Menschen dann auch wieder total sozial, denn das Wissen teilen sie gern… und es ist echt spannend, bei solchen Gesprächen dabei zu sein, das solltest Du Dir mal ansehen, denn es ist wie ein Wettkampf. Es gibt Dich ja nur einmal, oder? Die Frage ist dann aber, wer kennt Dich wirklich am besten und wer gewinnt dann den Wettkampf? Tja, ich kann das ja nicht beurteilen, ich kenne Dich ja nicht, daher halte ich mich meistens aus diesen Gesprächen raus. Ich beobachte das lieber… und bemerke dann selbst, wie ich dabei überlege, wem ich mehr glaube. Keine Ahnung, wie ich das mache, das ist einfach so ein Gefühl. Manche sind einfach überzeugender als andere. Das ist echt spannend.
Liebe Liebe,
Die Suche nach Dir ist wirklich eine Lebensaufgabe. Ich bin traurig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du Dir das so gedacht hast. Wenn Du nur wüsstest, was hier los ist. Du würdest mit Sicherheit sofort herkommen und alles richtigstellen. Hier weiß echt keiner mehr, was er glauben soll. Dabei werde ich noch irre.
Ich glaube, ich möchte doch daran glauben, dass es Dich gibt. Vielleicht sagst Du Dir jetzt: Die spinnt doch, total ambivalent. Mal kennt sie mich nicht, mal meint sie, dass es mich nicht gibt, dann bin ich schon bei ihr… usw.
Ja, ich kann Dich verstehen. So ist es auch. Mal denke ich, ich habe Dich gefunden. Dann wieder glaube ich den Menschen, die meinen, dass Du gemein sein kannst. Irgendwann kommen dann Zeiten, in denen ich fest an Dich glauben will, weil Du mir irgendwie eine Kraft verleihst, die ich alleine nicht hinbekomme. Meistens ist das in den Momenten, in denen ich denke, dass ich einem anderen Menschen unbedingt Deinen Namen zurufen muss. Dann wiederum zweifle ich an Deiner Existenz. Es tut mir leid, wahrscheinlich hast Du das echt mit Absicht gemacht, damit wir im Leben was zu tun haben. Das ist ganz schön toll von Dir. Denn Langeweile ist wirklich total öde.
Ich glaube, gerade jetzt bist Du bei mir
Kann das sein? Weißt Du, was ich mir von Herzen wünsche? Dass Du Dich endlich mal zeigst. Nein, nicht nur mir… allen Menschen. Damit wir endlich mal wissen, wer Du bist. Das würde uns allen unglaublich viel Ruhe bringen. Wir müssten nicht mehr so viel Zeit aufwenden, um über Dich nachzudenken, denn das dauert ja, wir können uns ja nie richtig sicher sein, so lange Du nicht wahrhaftig vor uns stehst. Was wir nicht sehen oder greifen können, glauben wir nämlich nicht. Da haben wir uns was Schlaues für einfallen lassen, wir machen uns einfach unsere eigene Vorstellung davon. Blöd ist nur, dass wir irgendwie an einer Abzweigung falsch abgebogen sind. Ich denke dann immer, wenn wir uns schon selbst eine Vorstellung basteln, warum dann nicht die traumhafteste, die es gibt? Oder machen wir das sogar und genau das ist das Problem bei der ganzen Sache? Sag mal, wie siehst Du das?
Kann es sein, dass jeder von uns recht hat und auch keiner? Verstehst Du, worauf ich hinaus will? Hältst Du Dich mit Absicht bedeckt, damit wir unsere Freiheit haben, die schönste Vorstellung Deiner selbst zu kreieren? Das wäre ja mal richtig gewieft von Dir.
Liebe Liebe,
es gibt da ein kleines Problem. Damit hast Du wahrscheinlich nie gerechnet, als Du Dir das ausgedacht hast. Ich glaube, wir alle machen das und setzen Deinen Plan genau um. Wir haben eine total wundervolle Vorstellung von Dir. Jeder seine eigene. Nur…. die passen einfach nicht zusammen. Das ist jetzt echt blöd, oder? Es dauert manchmal ganz schön lange, bis man jemanden findet, der das einigermaßen genauso sieht wie man selbst. Dein Name ist irgendwie mit Schuld daran, entschuldige, wenn ich das so sage. Die Zusammenfassung besteht aus Deinem Namen. Den kennt nun wirklich jeder. Merkst Du, wo der Haken ist? Wir könnten alle gleichzeitig Deinen Namen rufen und Du würdest Dich nicht angesprochen fühlen. Das macht es uns Menschen glaube ich so schwer.
Vielleicht hättest Du doch noch eine Anleitung für uns hier lassen sollen, bevor Du gehst. Zumindest so, dass wir etwas mehr Toleranz lernen könnten und vielleicht etwas Offenheit und Kreativität, so, dass kleine Abweichungen ruhig da sein könnten und nichts Schlimmes sind. Vielleicht hättest Du auch ein Spiel daraus machen können, und uns das Ziel mitteilen können, nämlich, dass wir die eigenen Traumvorstellungen mischen sollen um daraus noch viel spannendere Bilder und Vorstellungen zu bekommen.
Aber Du weißt ja, ohne Anleitung können wir das nicht. Uns muss jemand sagen, was wir wie tun sollen. Also bitte… da habe nun ich den Salat, denn ich kann mir ja nicht sicher sein, ob Du diesen Brief bekommst, oder ob es Dich gibt oder nicht… das heißt dann wohl für mich, dass ich Dich weitersuchen werde. Ich werde Dich suchen, bis ich Dich finde… um Dich dann zu bitten, Dich zu zeigen. Uns Allen. Und ich werde Dich bitten, eine neue Spielanleitung mitzubringen, damit wir Dich alle endlich verstehen können.